Der König rannte ratlos im Thronsaal hin und her und raufte sich die Haare.
Mein Hasi! jammerte Prinz Fips und heulte zum Steinerweichen.
Gesetz ist Gesetz! knurrte der König aufgebracht. Dann liess er seinen obersten Minister kommen.
Was soll ich denn nun tun? Ein Hase, der Eier legt? Ich kann doch nicht erlauben, dass mein Volk so einen Blödsinn glaubt! Das widerspricht der modernen Wissenschaft! stöhnte der König.
Dann müssten Sie Frau Holle, Rumpelstilzchen und den Weihnachtsmann ebenfalls verbieten, entgegnete der kluge Minister.
Da haben Sie allerdings recht! sagte König Grips. Aber was mach ich nun? Ich will mein Hasi haben, schluchzte Prinz Fips.
O-ster-ha-se! O-ster-ha-se! riefen die Kinder auf der Strasse immer wieder.
Der König stand grübelnd am Fenster.
So helfen Sie mir doch! flehte er seinen Minister an.
Der Minister räusperte sich und sagte:Weshalb, Majestät, verbieten Sie eigentlich etwas, was es gar nicht gibt?
So haben Sie völlig recht! sagte König Grips erleichtert. Etwas zu verbieten, was es nicht gibt! Das widerspricht der modernen Wissenschaft. Das Osterhasengesetz ist unnötig, ich werde es sofort widerrufen!
Setdem dürfen die Kinder im ganzen Land wieder Osterhasengeschichten hören, Ostereier suchen und sich am Osterhasen freuen. Denn schliesslich gibt es den Osterhasen ja gar nicht. Oder?
Ursel Scheffler.
Der tolpatschige Osterhase.
Es war einmal ein kleiner tolpatschiger Osterhase. Dem fiel beim Ostereiermalen immerzu der Pinsel hin, oder er tupfte mit der Nase oder mit den Ohren in die Farbe. So hatte er schliesslich eine rote Nase, ein gelbes und ein grünes Ohr, ein blaues und ein weisses Bein und ein violettes Puschelschwänzchen.
Alle anderen Osterhasen lachten, wenn sie ihn sahen: Ha-ha-ha, du hast ja eine ganz rote Nase, und:Ha-ha-ha, du hast ja ein gelbes Ohr und so weiter.
Zum Schluss fiel ihm der ganze Farbtopf um, und auf dem Boden gab es eine grosse Pfütze. Ach du liebe Zeit! rief der kleine Osterhase. Und dabei stiess er aus Versehen an den Tisch, und alle Eier, die schon angemalt hatte, fielen hinunter in die bunte Pfütze. Es war noch ein Glück, dass sie noch nicht kaputtgingen, denn der Waldboden war weich vom Moos und von den Gräsern.
Wieder lachten die anderen Hasen über den armen kleinen Tolpatsch, und der weinte eine Zeitlang. Aber als er anfing, die Eier wieder in den Korb einzusammeln, da sah er, dass sie in der bunten Farbpfütze ganz wunderschön geworden waren.
Auf manche Eier hatten sich kleine Gräser und Blumen gelegt, und an diesen Stellen waren sie weiss geblieben, während sie sonst ganz bunt ein Regenbogen aussahen.
Als die anderen Hasen sahen, wie schön die Eier des kleinen Tolpatsches geworden waren, da hörten sie schnell auf zu lachen und wurden ganz still. Auch die Kinder haben nachher zu Ostern am liebsten die schönen bunten Eier des tolpatschigen Osterhasen gegessen. Als die Kinder seine Eier im Wald suchten und sich über die besonders schönen Regenbogenfarben und die Gräser und Blumen darauf freuten, da hat der kleine tolpatschige Osterhase hinter einen Busch gesessen und zugeschaut und